ökologisches Bauen

Pflicht und Kür beim Neubau

Pflicht und Kür beim Neubau. Foto: Warren Millar - Fotolia
Pflicht und Kür beim Neubau. Foto: Warren Millar - Fotolia

Wer heute ein Wohnhaus zu errichten beabsichtigt, der wird unter anderem mit der Frage konfrontiert, welchen energetischen Standard das Gebäude besitzen sollte, um angesichts stetig steigender Energiepreise gut gerüstet für die Zukunft zu sein. Bauinteressenten fällt es dann nicht leicht, bei der Vielzahl von Begriffen, Vorschriften und Varianten ohne fachliche Hilfe die richtige Wahl zu treffen.

Gesetze bestimmen die Pflicht

Die gesetzliche Mindestanforderung an den Wärmeschutz bei Neubauten stellt die 2009 letztmals novellierte Energieeinsparverordnung (EnEV) dar. Obwohl die darin geforderten Standards im Gegensatz zum Vorläufer bereits deutlich verschärft wurden, steht eine erneute Novellierung an – mit weiter steigenden Anforderungen. Der vorliegende Entwurf der neuen Verordnung sieht für den Neubau von Wohngebäuden die Absenkung des zulässigen Jahresprimärenergiebedarfs um 12,5% und ab 2016 nochmals um 12,5% vor. Der zulässige Transmissionswärmeverlust soll um 10% und 2016 um weitere 10% verringert werden.

Mit Einführung des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) 2009 hat der Gesetzgeber Bauherren verpflichtet, einen Teil der benötigten Wärme mit erneuerbaren Energien wie Solarenergie, Biomasse oder Umweltwärme zu erzeugen. Auch die Ausnutzung von Abwärme – zum Beispiel über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung – erfüllt diese Forderung. Wer allerdings sein Gebäude weiterhin unter Verzicht auf erneuerbare Energien beheizen möchte, ist dann verpflichtet, die Gebäudehülle um 15% besser zu dämmen als es der gesetzliche Mindeststandard vorschreibt.

Dämmung und Heizung bilden eine Einheit

Als Grundsatz für die Dämmung der Gebäudehülle sollte gelten: Je mehr, desto besser – soweit bautechnisch und wirtschaftlich vertretbar. Mit Blick auf die Zukunft besitzt die Reduzierung des Heizwärmebedarf des Hauses und damit des Energieverbrauchs oberste Priorität. Die Heizungsanlage kann unter diesen Umständen kleiner dimensioniert werden oder bestenfalls sogar ganz entfallen.

Die Frage nach der Wahl des geeigneten Heizungssystems für einen Neubau ist nicht allgemeingültig zu beantworten. Eine moderne Gas- oder Ölbrennwertheizung erweist sich bei der Erstinvestition gegenüber vergleichbaren alternativen Anlagentechniken häufig als günstiger. Neben den ökologischen Aspekten muss allerdings auch die wirtschaftliche Bilanz über die Gesamtlebensdauer der Anlage betrachtet werden. In eine solche Rechnung gehören neben den eigentlichen Brennstoffkosten auch die Wartungs- und Betriebskosten sowie eventuelle Zusatzkosten beispielsweise für Lager- und Aufstellflächen. Eine sichere Prognose ist angesichts nicht absehbarer Preissteigerungen auf dem Energiesektor allerdings kaum möglich.

Neben dem eigentlichen Wärmeerzeuger spielt auch die Wärmeverteilung im Gebäude eine große Rolle. Moderne Flächenheizungen wie Fußboden- oder Wandheizungen kommen mit geringen Temperaturen im Heizungskreislauf aus und sorgen für eine angenehme, gleichmäßige Wärmeverteilung. Sie eignen sich deshalb besonders gut für eine Kombination mit Wärmepumpen oder solar unterstützten Heizungsanlagen, die umso effektiver arbeiten, je geringer die erforderliche Vorlauftemperatur ist.

Vorausschauendes Handeln zahlt sich aus

Ebenso ist zu bedenken, dass jede Heizungsanlage altersbedingt ausgetauscht werden muss. Zwar lässt sich heute noch nicht absehen, mit welchem Energieträger Gebäude in 15 bis 20 Jahren üblicherweise beheizt werden. Ausgehen kann man davon, dass Öl oder Gas nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung stehen werden und alternative Heizsysteme mit niedrigeren Vorlauftemperaturen an ihre Stelle treten. Daher sollte der Bauherr beim Neubau  auf Flächenheizungen statt auf Heizkörper setzen. Denn ein nachträglicher Einbau von Fußboden- oder Wandheizungen ist nun einmal nicht ohne großen baulichen Aufwand zu realisieren.

Einen hohen Stellenwert beim energieeffizienten Bauen besitzt die Luftdichtheit des Gebäudes. Nur eine dichte Gebäudehülle verhindert unkontrollierte Wärmeverluste.

Deshalb wird auch empfohlen, die Luftdichtheit während des Hausbaus mittels einer Luftdichtheitsmessung prüfen zu lassen.

Bei einer dichten Gebäudehülle ist jedoch ein ausreichender Luftwechsel über das normale Fensterlüften kaum noch zu bewerkstelligen. Als Lösung sollte beim Neubau eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für die kontrollierte Be- und Entlüftung zum Einsatz kommen. Sie ist zwar noch nicht gesetzlich vorgeschrieben,  trägt aber wesentlich zum Schutz vor Feuchte- und Schimmelproblemen sowie zur Sicherung der Raumluftqualität und damit zum Wohnkomfort bei.

Kür wird vom Staat unterstützt

Wer heute bereits energiesparender baut als der Gesetzgeber es verlangt, kann bei der Finanzierung günstige Kredite oder unter Umständen auch unmittelbare Zuschüsse, beispielsweise von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Anspruch nehmen. Die in diesem Zusammenhang verwendete Zahl nach dem Begriff „KfW-Effizienzhaus“ gibt an, wie hoch der Jahresprimärenergiebedarf (Qp) in Relation (%) zu einem vergleichbaren Neubau nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) sein darf. Darüber hinaus bieten auch Kommunen, andere Förderbanken oder örtliche Energieversorger finanzielle Anreize für energetisch vorteilhafte Bauweisen an.

Es ist deshalb sinnvoll, sich im Vorfeld eines Neubauprojektes zu den energetischen Aspekten und Fördermöglichkeiten unabhängig beraten zu lassen. Angesichts der Vielzahl von Möglichkeiten energiesparenden Bauens empfiehlt sich eine Beratung oder auch die baubegleitende Qualitätskontrolle durch eine unabhängige Verbraucherschutzorganisation. Der Bauherren-Schutzbund e.V. bietet mit seinem ausgedehnten, aus qualifizierten Beratern und Servicepartnern bestehenden bundesweiten Netz Rat und Hilfe für Bauwillige an.

Moderne Heiztechnik: Umwelt als Energiesparer

txn-p. Erdreich, Grundwasser oder Luft sind Energiespeicher, die Hausbesitzer heute problemlos anzapfen können, um wohlige Heizungswärme zu erzeugen.

Moderne Wärmepumpen erschließen die in der Umwelt gespeicherte Energie und geben diese an den Heiz- und Wärmekreislauf des Hauses ab. Selbst wenn das Tauschmedium geringe Temperaturen aufweist (zum Beispiel im Grundwasser) funktioniert dieses effiziente Heizsystem zuverlässig. Qualifizierte Handwerksbetriebe des Zentralverbandes Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK) stellen im Beratungsgespräch fest, welche Wärmequelle die wirtschaftlichste ist – je nach den geologischen Gegebenheiten und dem Wärmebedarf des Hauses. Zudem können die Experten auf Markenprodukte der Handwerkermarke Meisterklasse zurückgreifen. Diese stammen von namhaften und leistungsfähigen Herstellern und werden hohen Anforderungen gerecht – besonders in Bezug auf Ersatzteilsicherheit und Kundenservice.

Auch Sanierer und Bauherren, die für ein kleines Grundstück die entsprechende Technik suchen, sollten sich von ihrem Installateur über Luft-Wasser-Wärmepumpen beraten lassen. Sie lassen sich fast ohne Erschließungskosten problemlos im Freien aufstellen. Besonders in Kombination mit Heizkamin oder Kachelofen bietet die zukunftsorientierte Technik keine interessante Alternative zu konventionellen Heizungen.

Dipl.-Ing. Holger Schmidt, Bauherrenberater des Bauherren-Schutzbund e.V., Oldenburg. Quelle: BHS
Dipl.-Ing. Holger Schmidt, Bauherrenberater des Bauherren-Schutzbund e.V., Oldenburg. Quelle: BHS

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