Wärmedämmung

Gebäudedämmung und Anlagentechnik im Wechselspiel

Handwerker beim dämmen eines Gebäude © Michael Jäger / Fotolia.com
Handwerker beim dämmen eines Gebäude © Michael Jäger / Fotolia.com

Technisch sinnvoller und wirtschaftlich effektiver Einsatz von Gebäudedämmung und Anlagentechnik

Wer den Bau eines Eigenheims plant wird zwangsläufig mit der Frage konfrontiert, wie viel Wärmedämmung und welche Anlagentechnik für das Gebäude technisch sinnvoll und wirtschaftlich effektiv sind. Auch wer sein in die Jahre gekommenes Haus modernisieren will oder ein Haus aus zweiter Hand erwirbt und im Zusammenhang damit Umbauten und Sanierungsarbeiten plant, muss sich damit beschäftigen. Die Antwort auf die Frage hängt von einigen Faktoren ab. Oft stehen die verfügbaren finanziellen Mittel ganz oben an. Gesetzliche Vorgaben sind zu beachten. Aber auch die Komfortansprüche und Idealvorstellungen des Bauherrn spielen eine Rolle, die er bei seinem Bauvorhaben realisieren möchte. Schließlich ist auch die Verfügbarkeit von Fördermöglichkeiten ein wichtiger Faktor.

Energieverluste über die Gebäudehülle vermeiden

Die Preise für Energie aus fossilen Energieträgern werden langfristig gesehen immer weiter steigen. Und wie sich die Preise für Energie aus erneuerbaren Quellen entwickeln, ist auch noch nicht so recht ausgemacht. Es ist also sinnvoll, der Tendenz steigender Energiekosten gegenzusteuern.

Wichtig ist da zunächst einmal, einen möglichst niedrigen Energiebedarf des Gebäudes durch eine wirtschaftlich und technisch sinnvolle Wärmedämmung zu ermöglichen. Wer neu baut hat natürlich die größten Chancen, sich moderner Bauweisen, Baustoffe und technischer Anlagen zu bedienen. Er muss keine Rücksicht auf vorhandene Bausubstanz und möglicherweise damit verbundener Einschränkungen nehmen. Unsere heutige Bauweise zielt darauf ab, eine weitgehend luftdichte Gebäudehülle zu erreichen, damit wertvolle Energie nicht über die Hüllflächen des Gebäudes entweichen kann. Beim Neubau ist darauf zu achten, dass dieses Ziel nicht durch Baumängel konterkariert wird. Eine baubegleitende Qualitätskontrolle, wie sie etwa der BSB anbietet, ist dafür eine hilfreiche Unterstützung privater Bauherren. Bei Gebäuden im Bestand kommt es darauf an, entsprechende Schwachstellen am Gebäude zu erkennen und zu beseitigen. Fachmännisch ausgeführte Luftdichtheitsmessungen sind sowohl beim Neubau als auch im Bestand sinnvoll, um Mängeln und Schwachstellen am Gebäude auf die Spur zu kommen.

Nicht jede Anlage passt zu jedem Haus

Die Haustechnik gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wichtig ist deshalb, sich bereits in der Planungsphase Gedanken über die Anlagentechnik zu machen. Nicht jede Anlage passt zu jedem Haus. Für die Heizungsanlage gilt in der Regel: je niedriger die Vorlauftemperatur des Heizsystems desto höher der Wirkungsgrad. Bestimmte Konstellationen sollten vornherein vermieden werden. Da wäre zum einen der Einbau von Wärmepumpenheizungen in nicht wärmegedämmte Wohngebäude zu nennen. Anderes Extrembeispiel ist der Betrieb von Heizungen mit hohen Systemtemperaturen in gut wärmegedämmten Gebäuden. Im ersten Fall werden der Heizungsanlage, deren größter Gewinn in der Nutzung von Umweltwärme liegt, viel zu hohe Systemtemperaturen abverlangt. Das geschieht zum Beispiel beim Einbau einer solchen Anlage in ein relativ schlecht wärmegedämmtes Haus aus den 60er oder 70er Jahren. Im zweiten Fall werden dagegen viel zu hohe Temperaturen zur Verfügung gestellt. Das wäre beispielsweise bei einem Holzheizkessel der Fall. Die hohen Systemtemperaturen müssen dann zwischengespeichert werden. In beiden geschilderten Fällen führt die Fehlanpassung der Gebäudeheizung an die bauliche Situation zu technisch nicht sinnvollen beziehungsweise ineffizienten Ergebnissen.

Eine Ausnahme bilden hier Fernwärmenetze zur Nutzung von Restwärme, die aus industriellen Prozessen oder der Müllverbrennung entsteht. Die systembedingten Temperaturen liegen hier zurzeit noch bei ca. 80° – 100°C. In manchen Neubausiedlungen besteht Anschlusszwang an solche Netze. Ob sich der Anschluss und Betrieb eines gut wärmegedämmten Gebäudes an einem Fernwärmenetz wirtschaftlich und ökologisch überhaupt lohnt, ist eine andere Frage. In naher Zukunft wird es aber Fernwärmesysteme geben, die mit niedrigen Temperaturen zwischen 30° bis 70° arbeiten und sich für deutlich niedrigere Auslegungstemperaturen eignen könnten.

Wichtig ist auch, in der Planungsphase nicht nur die Anschaffungskosten im Auge zu haben. In zahlreichen Beispielen hat sich bestätigt, dass sich die Modernisierung der Heizungsanlage schon in wenigen Jahren amortisiert, auch wenn der Schornsteinfeger die Anlage noch nicht beanstandet hat und die zulässigen Abgaswerte eingehalten werden.

„Energiefresser“ Lüftungsverluste

Die Gebäudedämmung und die Anlagentechnik hängen unmittelbar zusammen. Eine gute Wärmedämmung hat einen geringen Wärmebedarf zur Folge, die Grundvoraussetzung zum Energiesparen. Dieses Prinzip leuchtet jedem ein und stellt zum Beispiel bei einem Passivhaus die erste Prämisse dar. Bei einem solchen Gebäude sind die Wärmeverluste über die Gebäudehülle nicht mehr der größte „Energiefresser“. Vielmehr errechnet sich der Großteil des Energiebedarfs aus den Lüftungswärmeverlusten. Mit einer herkömmlichen Fensterlüftung kommen Nutzer hier nicht mehr sehr weit. Sie würden sich so das für das gesamte Gebäude ausgetüftelte Wärmekonzept für die Gebäudehülle zunichtemachen. Die Lüftungswärmeverluste würden in solchen Fällen die Wärmeverluste über die Gebäudehülle um ein Vielfaches übertreffen. Um dies zu verhindern, werden Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. Das Grundprinzip oder die Funktionsweise ist einfach zu verstehen. Warme Raumluft strömt über einen Wärmetauscher nach außen und die kalte Außenluft wird über diesen Wärmetauscher wieder vorgewärmt. Somit wird ein permanenter Luftaustausch mit geringem Energiebedarf ermöglicht.

Neben einer guten Luftqualität durch die geregelte Frischluftzufuhr entsteht mit einer Lüftungsanlage auch ein hoher Komfortgewinn. Denn seien wir mal ehrlich, wer öffnet im tiefen Winter schon gerne mehrmals am Tag zum Stoßlüften die Fenster und Türen und sorgt auf diese Art und Weise für ausreichenden Luftwechsel?

Dipl.-Ing. Michael Holzhauer, Bauherrenberater des Bauherren-Schutzbund e.V.
Dipl.-Ing. Michael Holzhauer, Bauherrenberater des Bauherren-Schutzbund e.V.

An die Zukunft denken und sich kompetent beraten lassen

Ein hoch wärmegedämmtes Gebäude zusammen mit einer hocheffizienten Heizung- und Lüftungsanlage stellt sozusagen die Kür in der Disziplin der energieeffizienten Bauweise dar. Der gesetzlich geforderte Mindeststandard nach Energieeinsparverordnung bildet da eher das untere Ende der Fahnenstange.

Wer für die Zukunft energiesparend bauen will, muss sich über die Gebäudedämmung und die Anlagentechnik tiefgründig Gedanken machen. Anstatt sich von Werbeversprechen der zahlreichen Hersteller beeinflussen zu lassen, sollte lieber auf qualifizierte und neutrale Beratung gesetzt werden.

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