Bauherren und Immobilienkäufer profitieren weiter von historisch niedrigen Bauzinsen. Vor allem dank der extrem lockeren Geldpolitik im Euroraum sollte Baugeld 2015 außerordentlich günstig bleiben, sagen die Baufinanzierungs-Experten der Deutschen Bank.
Die Bauzinsen in Deutschland setzen ihren Abwärtstrend fort. Im vierten Quartal 2014 waren für Wohnbaudarlehen mit 5- bis 10-jähriger Zinsbindung durchschnittlich nur noch 2,2 Prozent Zinsen zu zahlen. Zu Jahresbeginn 2015 sanken die Zinsen weiter und lagen im Februar bei 1,9 Prozent. Angesichts der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und sehr niedriger Anleiherenditen ist eine rasche Zinswende aktuell nicht in Sicht, sagt Eva Grunwald, Leiterin Baufinanzierung der Deutschen Bank: „Baugeld dürfte bis zum Jahresende sehr günstig bleiben.“
Anleiherenditen sinken
Im März 2015 hat die EZB ein umfangreiches Anleihekaufprogramm gestartet. Bis September 2016 will sie so 1,1 Billionen Euro in den Markt pumpen, um die Konjunktur im Euroraum anzukurbeln und Deflationsgefahren zu bannen. Infolge dieser „quantitativen Lockerung“, aber auch als Reaktion auf die unsichere Zukunft Griechenlands haben die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen neue historische Tiefstände von unter 0,1 Prozent erreicht. Der Leitzins der EZB verharrt weiter auf seinem Rekordtief von 0,05 Prozent. Damit sollten auch die langfristigen Bauzinsen niedrig bleiben, die sich grob an der Rendite von Bundesanleihen orientieren.
In Deutschland stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2014 um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Der starke Jahresausklang, niedrige Ölpreise und die gute Verbraucherstimmung zum Jahresbeginn veranlassen die Deutsche Bank, ihre Wachstumsprognose anzuheben: Für 2015 wird jetzt ein BIP-Wachstum von 2,0 Prozent erwartet. Die Bauinvestitionen sollten erneut stärker wachsen und um rund 3,1 Prozent zulegen. Die Inflation ging 2014 sukzessive zurück und erreichte 0,5 Prozent im vierten Quartal. Für das Gesamtjahr sehen wir die Inflationsrate bei 0 Prozent. Gegen Ende des Jahres erwarten wir eine Normalisierung, so dass 2016 die Teuerung wieder bei rund 1,5 Prozent liegen könnte.
Aufwärtstrend bei Baugenehmigungen
Der seit 2009 andauernde Aufwärtstrend bei Baugenehmigungen setzte sich 2014 fort, mit einem Plus von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit wurde in Deutschland der Bau von rund 284.900 Wohnungen genehmigt. Vor allem Mehrfamilienhäuser mit einem Plus von 8,8 Prozent waren Treiber für die Zuwächse. Die Genehmigungen für den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern gingen dagegen 2014 leicht zurück.
Inflationsbereinigt stiegen die deutschen Hauspreise 2014 im Schnitt um rund 4,5 Prozent, dabei verteuerte sich Wohnraum in mittelgroßen Städten wie Aachen, Leipzig und Mainz stärker als in Ballungszentren wie Hamburg und München. Für 2015 erwarten die Experten der Deutschen Bank ein Plus von 3,0 Prozent bei Einfamilienhäusern und Bestandswohnungen sowie von 4,0 Prozent bei Neubauwohnungen. „Trotz steigender Preise bleibt Wohneigentum in Deutschland im langjährigen und internationalen Vergleich insgesamt erschwinglich“, so Eva Grunwald. „Verantwortlich dafür sind wachsende Einkommen und vor allem das sehr niedrige Zinsniveau.“ Allerdings entwickeln sich die Immobilienpreise regional sehr unterschiedlich. Auch Lage und Objekt können den Preis und damit die Erschwinglichkeit im Einzelfall stark beeinflussen.
Kommentar hinterlassen