Zwischen Schlössern und Seen die Seele baumeln lassen
Steigende Wohnkosten und Immobilienpreise treiben immer mehr Berliner ins Umland – die bislang moderaten Preissteigerungen in Oberhavel sorgen für ein wachsendes Interesse an diesem Landkreis. Innerhalb der letzten Jahre sind die durchschnittlichen Eigenheimpreise deutlich gestiegen.
Der Landkreis Oberhavel zieht sich als schmaler Streifen vom Norden Berlins bis nach Ravensbrück und wird seitlich eingefasst vom Barnim und dem Havelland. Während Hennigsdorf, Hohen Neuendorf, Stolpe und Velten im Speckgürtel der Hauptstadt eher dicht besiedelt sind, charakterisieren das Löwenberger Land und den Naturpark Uckermärkische Schweiz kleine Ortschaften, Seen und Wiesen. Das berühmteste Dorf ist Himmelpfort, wo jedes Jahres tausende Weihnachtskarten eingehen. Himmelpfort liegt zwischen sechs Seen: Piansee, Moddersee, Moderfitzsee, Haussee, Sidowsee, Stoplsee und ist ein staatlich anerkannter Erholungsort in Oberhavel.
Von Himmelpfort nach Hennigsdorf
Etwas weniger exotisch sind die Wohnorte im Speckgürtel, denn sie sind seit der Industrialisierung immer wieder von den Berlinern entdeckt worden. Über Tegel kommen Sie in Richtung Hamburg bzw. Rostock nach Hennigsdorf, Stolpe, Hohen Neuendorf und Velten. Unmittelbar an der Landesgrenze hat der Berlin Golfclub Stolperheide eine beeindruckende Anlage. Vom Einsteiger bis zum Profi gibt es zahlreiche Angebote. Auch die Jugend kann sich hier ausprobieren.
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Speckgürtel: Bauen gleich hinter der Landesgrenze
Für 25 Prozent vom Einkommen bekommt man im Landkreis Oberhavel durchschnittlich 80 Quadratmeter Wohnraum zur Miete. Wer kaufen möchte, der muss tiefer in die Tasche greifen, denn Oberhavel ist der teuerste Landkreis Ostdeutschlands gefolgt vom Havelland.
Ob mit oder ohne Auto, jeder möchte so nah wie möglich an Berlin wohnen. Die Begehrlichkeiten nach Baugrundstücken sind deshalb in Glienicke/Nordbahn, es grenzt an Frohnau und Hermsdorf, in Schildow, was hinter Blankenfelde liegt, Hennigsdorf neben Berlin-Heiligensee und Hohen Neuendorf – direkt über Frohnau – besonders groß. Neben einem geringen Angebot, sind die Grundstückspreise entsprechend hoch – im Vergleich zum restlichen Landkreis Oberhavel, denn generell sind im Speckgürtel die Preise höher als im weiteren Umland. In Glienicke, Hennigsdorf und Schildow wurden 2017 Quadratmeterpreise von knapp 200 Euro aufgerufen. Mittlerweile liegen die gefragtesten Lagen bei bis zu 400 €.
Je weiter man sich von der Hauptstadt entfernt, desto günstiger werden in der Regel die Grundstücke. Bereits ein kleines Stück weiter nördlich, auf der Höhe von Oranienburg, liegen die Grundstückspreise deutlich niedriger. Und dabei liegt es nicht so weit von der Landesgrenze entfernt. Immerhin fährt die S-Bahn täglich nach Oranienburg und somit ist man bestens an Berlin angebunden. Vom Stadtzentrum sind es circa 35 Kilometer bis nach Oranienburg. Bereits der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm schätzte die landschaftlichen Vorzüge rund um Oranienburg sehr – Lehnitzsee, die Havel und ausgedehnte Wiesen, und ab 1683 entstand das Schloss Oranienburg. Es muss ja nicht immer gleich ein Schloss ein, denn in Oranienburg kostete ein Einfamilienhaus im Durchschnitt 485.000 Euro.
Wesentlich teurer wird es am Stadtrand, denn in Glienicke und Hennigsdorf muss man zurzeit schon rund 600.000 € für ein Einfamilienhaus anlegen. Das sind schon fast die doppelten Anschaffungspreise.
Somit zeigen die Boden- und Immobilienpreise in ihrer Entwicklung eine regional sehr verschiedenartige Tendenz. Während man in Hennigsdorf eher zur Miete wohnen sollte, kann es sich in Oranienburg lohnen, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen.
Die Landschaft in Oberhavel
Die Landschaft hat sich über die Jahrhunderte nur wenig verändert. Die Region wurde seit dem späten Mittelalter entdeckt und hat sich zunehmend als Siedlungsstätte entwickelt. Überall stößt man noch heute auf gebaute Zeugen der Zeit: Schlösser, Landsitze und Gutshöfe. Die natürliche Umgebung prägen Felder, Wiesen und Wälder. Nur wenige moderne Infrastrukturen stören das liebliche Bild. Es war die Heimat für viele Generationen und somit trifft man heute hier Einheimische aber auch Berliner, denen die vier Wände in der Hauptstadt zu eng wurden. An vielen Stellen sieht die Natur immer noch so aus wie vor 100 Jahren und deshalb kommen Tagestouristen, Urlauber und Wochenendausflügler. Sie halten sich gerne an den Gewässern und Flüssen auf, kaufen beim Bauern frisches Gemüse und gehen im Herbst in die Pilze. Die Vernunft und das Gefühl haben viele in diesen Teil von Brandenburg gebracht.
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Arbeiten in Oberhavel
In den vergangenen Jahren hat sich das Umland von Berlin auch als Standort für Industrie, Gewerbe und Innovationsbranchen entwickelt. Die verkehrsgünstige Anbindung, gute technische Infrastruktur und ein breites Spektrum interessanter und bedarfsgerechter Gewerbeflächen – das macht Oberhavel zu einem der wirtschaftlich stärksten Landkreise in Ostdeutschland. Zu den stärksten Wirtschaftsbranchen im Landkreis gehören: Schienenverkehrstechnik, Biotechnologie, Tourismus und die Chemieindustrie. Es gibt ca. 40 Gewerbegebiete. Die Gemeinden Glienicke Nordbahn, Hohen Neuendorf und Mühlenbecker Land gehören zu den zehn kaufkraftstärksten in Ostdeutschland.
Von besonderer Bedeutung für den Arbeitsmarkt sind die traditionellen Produktionsstätten in Hennigsdorf, Birkenwerder, Oranienburg und Velten, in denen so renommierte, weltweit agierende Unternehmen wie Bomardier, Stadler Rail, H.E.S. Hennigsdorfer Elektrostahlwerk, Wall AG und Orafol Europe angesiedelt sind. Im Norden gibt es die Unternehmen ZIMK, Trippen A. Spieth, M. Oehler und Fude + Serrahn Milchprodukte.
In Oberhavel wird nach neuen Verkehrstechnologien, medizinischen Therapeutika und nachwachsenden Rohstoffen für den Einsatz in der Industrie geforscht, so in Hennigsdorf im WinTO-Technologiezentrum und im Biotechnologie-Zentrum.
Daneben ist die Landwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Landkreis. Die Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaften und pflegen annähernd 40 Prozent der Fläche des Kreises. Getreide und Raps aber auch die Viehhaltung gehören zu den Hauptprodukten der großen und mittelgroßen Betriebe.
Land und Leute
In Oberhavel wohnen auf einer Fläche von 857 Quadratkilometern 211.249 Menschen (Stand 31.12.2018). Die Region Oranienburg nordwestlich von Berlin ist infrastrukturell sehr gut erschlossen, während das Gebiet nördlich davon deutlich strukturschwächer ist.
Die wichtigsten Bundesautobahnen sind der Berlin Ring A10/A111 mit Anschlüssen bei Oberkrämer, Stolpe, Birkenwerder, Hohenschöpping, Mühlenbeck und die Bundesstraße B96 im B273. Somit hat man eine sehr gute Verbindung nach Berlin und in die anderen Landkreise. Von Hennigsdorf ist man schnell in Falkensee und Potsdam, aber auch Spandau liegt nur wenige Autominuten entfernt. Darüber hinaus wird der Landkreis Oberhavel von der Fernbahnstrecke Berlin-Stralsund druchzogen. Zahlreiche Orte haben Anschluss an S-Bahn, Bus- oder Regionalbahnlinien und damit ans Berliner ÖPNV-Netz.
Die Landschaft besitzt so viel Kraft, dass Oberhavel für viele schnell zum Lebens- und Arbeitsraum wird. Es gibt zahlreiche neue Impulse und dazu ganz traditionelle Orte, Feste und Rituale. Es kann der perfekte Ort sein – mal spürt man eine starke Verbundenheit und mal eine anziehende Fremde. Es gibt eine starke Kultur, die die Landwirtschaft in den Mittelpunkt stellt. Das liegt auch an den ausgedehnten Feldern und Äckern. Hier kann man angekommen und zu sich kommen.
Dr. Carsten Schmidt
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