Finanzierung

Crowdinvesting – Geld anlegen im „Schwarm“

Crowdinvesting - Geld anlegen im "Schwarm"
Crowdinvesting - Geld anlegen im "Schwarm"

In Deutschland herrscht bereits länger Anlagenotstand. Angesichts anhaltend niedriger Zinsen lohnt sich „klassisches“ Sparen kaum noch und viele Anleger scheuen das Aktieninvestment, entweder weil sie die Risiken fürchten oder weil das bereits erreichte hohe Kursniveau nur noch wenig Luft nach oben zu lassen scheint. Aber wie kann Geld sonst rentierlich angelegt werden?

Crowdinvesting ist ein neuer Trend, der Investmentchancen jenseits „ausgetretener Pfade“ verspricht und vor allem ohne Zwischenschaltung einer Bank, Fondsgesellschaft oder eines sonstigen Finanzdienstleisters, der an der Vermittlung von Finanzprodukten verdient. Doch lohnt sich diese Form des Investierens wirklich und für wen kommt sie in Betracht? Darauf soll im Folgenden näher eingegangen werden.

Aus dem Crowdfunding entstanden

Zunächst ein Blick zurück: entstanden ist Crowdinvesting aus dem Crowdfunding. Mit der Idee der „Schwarmfinanzierung“ startete im Jahre 2003 in Großbritannien die erste Internet-Plattform, die Kapitalsucher und Kapitalgeber aus dem Netz zusammenbrachte. Ging es am Anfang mehr um die Finanzierung künstlerischer Projekte (Schallplatten, Filme usw.), fand recht schnell eine Kommerzialisierung statt. Das war die Geburtsstunde des Crowdlending – der Kreditvergabe ohne Bank über das Netz: erst von Privat an Privat, mittlerweile aber auch von Usern an Selbständige und Unternehmen. Hier gibt es inzwischen in Deutschland einige virtuelle Marktplätze, die sich auf diesem Feld tummeln.

Crowdinvesting ist der logische nächste Schritt gewesen. Es geht dabei nicht um Kreditvergabe im Schwarm, sondern um die Bereitstellung von echtem Beteiligungskapital. Auch hier haben sich in den letzten Jahren bereits mehrere Plattformen bei uns etabliert. War Crowdinvesting im Jahr 2011 noch eine „quantité négligeable„, hat sich das Gesamtvolumen des eingesammelten Kapitals bis Ende 2016 laut Angaben des Online-Statistik-Portals Statista bereits auf 67,3 Mio. Euro summiert.

Wohin das Geld fließt

Der Begriff „Crowdinvesting“ ist allerdings nicht genau abgegrenzt. Dementsprechend können sich durchaus unterschiedliche Aktivitäten hinter den einzelnen Auftritten verbergen. Je nach Ausrichtung geht es um die Finanzierung von

  • Start Ups;
  • mittelständischen Unternehmen;
  • Projekten im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien;
  • Immobilien;
  • sonstigen Projekten.

Typisch – Mezzanine Kapital

Die Gemeinsamkeit bei allen Crowdinvesting-Plattformen besteht darin, dass die Kapitalbereitstellung nicht in (reiner) Kreditform stattfindet, sondern über eigenkapitalähnliche oder -nahe Finanzierungen. Häufig wird auch von Mezzanine Kapital – einer Zwischenform von Eigen- und Fremdkapital – gesprochen. Typische Finanzierungsformen sind stille Beteiligungen, Genussrechte oder nachrangige Darlehen. Bei allen diesen Finanzierungsformen übernehmen die Crowdinvestoren mehr Risiko als ein „normaler“ Anleger oder Kreditgeber. Welche genau, hängt von der konkreten Ausgestaltung ab. In der Regel gehen sie in gewissem Umfang in die Mithaftung oder sie erhalten eine vom Erfolg abhängige Verzinsung.

Crowdinvesting mit Immobilien

Crowdinvesting mit Immobilien
Crowdinvesting mit Immobilien paulbr75 / Pixabay

Das Risiko hängt dabei natürlich auch von dem jeweiligen Investment-Gegenstand ab. Hier ist in letzter Zeit eine gewisse Schwerpunkt-Verlagerung bei den Crowdinvesting-Plattformen – weg von echten unternehmerischen Beteiligungen hin zum Immobilien-Investment – festzustellen. Einige Marktplätze wie exporo.de haben sich von Anfang an ganz auf Immobilien ausgerichtet. Immobilien-Vorhaben sind relativ gut kalkulierbar und bieten als „Substanz“-Investments immer noch ein vergleichsweise überschaubares Risiko im Vergleich zu Investments in Start Ups. Die Finanzierung über Nachrang-Darlehen dient dabei auch der Risikobegrenzung. Denn sie sind ähnlich wie „normale“ verzinsliche Anlagen ausgestaltet – mit fester Laufzeit und Verzinsung. Es bleibt allerdings das erhöhte Risiko der „Nachrangigkeit“. Im Insolvenzfall werden nachrangige Forderungen erst nach den übrigen Gläubiger-Forderungen befriedigt. Dafür werden zum Beispiel über exporo.de attraktive Verzinsungen von fünf bis sechs Prozent geboten.

Für wen das Investment interessant ist

Wer so per Crowdinvesting sein Geld in Immobilien anlegt, erwirbt damit kein Immobilieneigentum – die Rechtsstellung ist nicht wie bei offenen oder geschlossenen Immobilien-Fonds. Man bleibt Darlehensgeber mit nachrangiger Stellung. Als Ergänzung zu anderen Investments kann der Einstieg aber sinnvoll sein – ein solides Projekt vorausgesetzt. Durch mehrere Klein-Engangements in verschiedenen Vorhaben kann auch Risikostreuung betrieben werden.

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