Sondertilgungen sind verlockend. Versprechen Sie doch, vereinbarte Darlehen schneller wieder abzulösen oder mögliche Restschulden zu verringern. Auf den ersten Blick scheint dieser Weg sehr lukrativ, doch der Teufel steckt im Detail. Wann Sondertilgungen ratsam sind, hängt von Ihren finanziellen Ressourcen und Erwartungen ab.
Was sind Sondertilgungen?
Sondertilgungen oder Sonderrückzahlungen sind außerhalb der geplanten beziehungsweise vereinbarten Tilgungsrate eine freiwillige, flexible Verringerung des Darlehens. Insbesondere bei bestimmten Immobiliendarlehen wie dem Bausparen oder bei verschiedenen KfW-Programmen sind Sondertilgungen obligatorisch vereinbart. Bei Bankdarlehen müssen sie schriftlich separat fixiert werden. Bei Banken wie Creditplus sind Sondertilgungen grundsätzlich kostenfrei doch einige Banken verlangen dafür einen Zinsaufschlag auf das Darlehen. Diese Vorfälligkeitsentschädigung ist ein Ausgleich für in Zukunft nicht vereinnahmte Zinsen durch die Bank.
Lohnen sich Sondertilgungen?
Es gibt einige Variablen, die Einfluss auf die Entscheidung haben, eine Sondertilgung zu nutzen. Eine dieser Faktoren ist die mögliche zukünftige Zinsentwicklung insbesondere bei variabler Zinsvereinbarung. Dabei werden Zinsen entweder in einem bestimmten Korridor der Marktentwicklung in festgelegten Zeiträumen angepasst oder die Zinsen folgen grundsätzlich der Marktentwicklung. Dabei ist das Risiko, dass die Zinssätze sich vom ursprünglichen Zinssatz negativ entwickeln und die Darlehenskosten steigen. Hier lohnen sich Sondertilgungen in vielen Fällen. Die zweite Möglichkeit ist die zukünftige Zinsentwicklung nach Ablauf der Zinsbindung. Solche Konstellationen können bei sehr langfristigen Darlehen entstehen, wenn trotz Darlehensvereinbarung von weit über 10 Jahren nach 10 Jahren eine neue Zinsfestschreibung vorgenommen wird. Ein dritter Faktor sind mögliche Erträge aus einer Geldanlage, in die der Sondertilgungsbetrag bis zum Zinsablauf geparkt wird. Umso geringer die Differenz zum Darlehen oder höherem Ertrag aus der Geldanlage, desto uninteressanter wäre rein mathematisch eine Sondertilgung.
Für wen lohnen sie sich?
Hauseigentümer die ohne Schulden besser schlafen können, liegt sicher viel daran, diese so schnell wie möglich abzulösen. Dies ist jedoch aus finanzieller Sicht kein allgemeingültiger Grund, eine Sondertilgung vorzunehmen. Andererseits verführt geparktes und verfügbares Geld zu anderweitigen Anschaffungen, sodass nach der Zinsbindung das Kapital nicht mehr vorhanden ist. Ebenfalls lohnen sich Sondertilgungen, wenn die Restlaufzeit des Darlehens nur noch sehr kurz und eine zinsträchtige Geldanlage für das Tilgungskapital nicht auffindbar ist. Ebenfalls lohnen sich Sondertilgungen bei sinkenden Marktzinsen, denn Geldanlagemöglichkeiten mit hoher Sicherheit sinken allgemein in ähnlichem Verhältnis. Finanzierungsnehmer, die nur eine geringe Tilgung für eine flexible Handhabung vereinbarten, werden nach der Zinsbindung von zum Beispiel 10 Jahren noch einen hohen Anschlussfinanzierungskredit benötigen. Sind keine größeren Kapitalbeträge zu erwarten, senken Sondertilgungen durch separate Ansparungen das Zinsrisiko erheblich. Ein weiterer besonderer Fall ist der Verkauf einer Immobilie. Bei vorzeitiger Auflösung oder Kündigung des Darlehens kann die Bank für nicht vereinnahmte Zinsen eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. In diesem Fall können Sondertilgungen diese Entschädigungszahlung erheblich reduzieren.
Was sind die Vor- und Nachteile von Sondertilgungen?
Jede Medaille hat zwei Seiten. Der Vorteil von Sondertilgungen findet sich in steigendem Tilgungsanteil bei Annuitätendarlehen, der Verkürzung der Laufzeit bei Darlehen mit fixer Rate und der Senkung von Zinsrisiken bei variablen Zinssätzen. Bei sehr langfristigen Verträgen sinken die Zinskosten erheblich und sind keine ertragreichen Festzinsanlagen für ein mögliches Sondertilgungskapital aus beispielsweise einer Erbschaft, einer Versicherung oder einer Abfindung realisierbar, dann ist die Tilgung eines Teils des Darlehens eine sinnvolle Alternative. Nicht immer sind solche Sondertilgungen jedoch finanziell sinnvoll. Liegt eine von der Bank erhobene Vorfälligkeitsentschädigung oder ein Zinsaufschlag unterhalb des Zinses einer möglichen sicheren Geldanlage, dann würde der Darlehensnehmer ein Verlustgeschäft erzielen. Die ursprüngliche Intention zur Wahl der Finanzierungsbank findet sich ja eben auch in den niedrigen Zinslasten, die hiermit negiert würden. Es besteht ja zukünftig nach Ablauf der Zinsbindung immer noch bei der Anschlussfinanzierung das Eigenkapital einzusetzen und ein wesentlich niedrigeres Darlehen aufzunehmen.
Passend dazu: wie viel #Geld lässt sich durch eine Sondertilgung sparen https://t.co/YL0mt3CUzT