Mit Blick auf Wohnimmobilien zeigt sich die Marktentwicklung von der Corona-Pandemie bisher verhältnismäßig unbeeindruckt. Statt sinkender Preise, sind gerade für wohnwirtschaftliche Objekte weiterhin Preissteigerungen zu beobachten. Wir zeigen Ihnen die Entwicklung rückblickend für 2020 und wagen einen Ausblick auf das aktuelle Jahr 2021.
Rückblick auf 2020 – das Jahr der Corona-Pandemie
Das Jahr 2020 war natürlich vom Corona-Virus geprägt. Als im Frühjahr 2020 die Zahlen der mit dem Covid-19-Virus erkrankten Menschen stiegen, rückte das politische Geschehen zunächst in den Hintergrund. Der erste Lockdown führte zu einem starken Einbruch der Wirtschaft. Es war der stärkste Rückgang, den es seit der Nachkriegszeit überhaupt gab. Als dann die Gaststätten, Kaufhäuser und Einzelhändler wieder öffnen durften, schien es zunächst, als sei alles überstanden. Sinkende Fallzahlen und die Entwicklung der Impfstoffe gaben Anlass zur Hoffnung.
Als im späten Herbst die Zahl der Infizierten ebenso stieg, wie die Zahl der Todesfälle und zusätzlich eine noch weit infektiösere Mutation des Virus entdeckt wurde, brach der Optimismus wieder ein.
Von diesem Szenario relativ unbeeindruckt zeigte sich der Wohnimmobilienmarkt. Das Interesse an Wohneigentum blieb ebenso stabil wie die entsprechenden Preise. In den Ballungsgebieten und Metropolregionen ist Wohnraum immer noch knapp und wird stark nachgefragt. Anfängliche Bedenken, der Markt könnte sich aufgrund der Pandemie negativ entwickeln wurden nicht bestätigt.
Welcher Trend zeichnet sich ab?
Ob sich die Entwicklung von 2020 weiter fortsetzen wird, ist noch nicht sicher. Sind Unternehmen insolvent, müssen sie das seit dem 1. Januar 2021 wieder pünktlich anmelden. Bis dahin war die Pflicht zur Insolvenzanmeldung ausgesetzt. Ebenso abzuwarten bleiben etwaige geldpolitische Maßnahmen der EZB. Zuletzt sorgten Inflationsängste für steigende Renditen am Anleihemarkt. Weitere Entwicklungen könnten sich perspektivisch auf die Zinskonditionen von Finanzierungen auswirken.
Bereits vor der Pandemie zogen vermehrt Menschen zurück aufs Land. Viele Menschen können sich in den Städten die hohen Immobilienpreise nicht mehr leisten. Stattdessen kauften sie lieber in den kleineren umliegenden Gemeinden ein eigenes Haus oder blieben als Mieter in der Stadt. Dieser Trend könnte sich nicht nur fortsetzen, sondern, sogar durch Corona befeuert, noch verstärken. Wer im Lockdown in einer engen Wohnung Homeoffice leisten und nebenher noch Kinder betreuen musste, sehnt sich nach mehr Platz und einem Garten im Grünen.
Die Nachfrage nach Wohneigentum bleibt hoch
Wie sich im Skandal um den Zahlungsdienstleister Wirecard gezeigt hat, kann ein Engagement in Aktien schnell im Fiasko enden. Die Investition in eine Immobilie ist dagegen in der Regel durch eine vergleichsweise geringere Volatilität geprägt. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen bleiben Wohnimmobilien eine interessante Kapitalanlagemöglichkeit für viele Privatanleger. Die Nachfrage – getrieben durch Anleger und Eigennutzer – ist nach wie vor hoch.
Ein möglicher Risikofaktor könnte ein Nachfragerückgang bedingt durch eine schleppende wirtschaftliche Entwicklung sein. In Verbindung mit einem starken Angebotsanstieg aufgrund des Bau-Booms der letzten Jahre könnte dies Auswirkung die Preisentwicklung haben.
Allerdings rechnen die Experten nicht mit einem baldigen Preisabschwung bei Wohnimmobilien. Noch immer ist gerade in den Ballungsräumen die Nachfrage deutlich höher als das vorhandene Angebot.
Hierzu auch die Einschätzung der Experten der BlueHill Estate Group:
„Die Ausbreitung des Coronavirus war eines der prägenden Ereignisse des Jahres 2020. Während einige Nutzungsarten, wie beispielsweise Einzelhandels- oder Hotelimmobilien, unmittelbar betroffen waren bzw. nach wie vor betroffen sind, zeigt sich der Wohnimmobilienmarkt davon verhältnismäßig unbeeindruckt. Preissteigerungen waren auch im vergangenen Jahr beispielsweise im Rhein-Main-Gebiet zu beobachten. Der anhaltenden Nachfrage nach Wohnimmobilien steht nach wie vor ein begrenztes Angebot gegenüber. Die über die letzten Jahre rasant angestiegenen Preise im Rhein-Main-Gebiet, haben zu einer Renditekompression geführt. Einige Investoren haben Ihren Fokus deshalb auf entsprechende B und C Städte verschobenen, um eine adäquate Kapitalverzinsung erreichen zu können.
Die Wohnimmobilie wird vermehrt zum Arbeitsplatz mit Auswirkungen für Büroimmobilien
Immer mehr Unternehmen schicken Corona bedingt ihre Belegschaft überall dort ins Homeoffice, wo es möglich ist. Damit sinkt die Nachfrage nach Büroflächen. Selbst in einer Stadt wie Frankfurt am Main gibt es – trotz des Brexits und dem damit verbundenen Zuzug von Beschäftigten u.a. aus der Finanzbranche – einen Anstieg der Leerstandsquote. Durch die Verlagerung von Mitarbeitern in das Homeoffice und eine Reduktion der bestehenden Flächen, können Unternehmen kosten einsparen.
Hier gilt es, neue Konzepte für künftige Nutzungen zu entwickeln, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden.
Fazit und ein Ausblick auf das Jahr 2021
Ganz ohne Einfluss auf die Entwicklung des Immobilienmarktes bleibt die Coronakrise nicht. So etablierten sich besonders Wohnimmobilien als krisensicher. Zu den klaren Gewinnern zählen insbesondere Logistikimmobilien aufgrund des boomenden Onlinehandels. Besonders von der Krise betroffen sind Hotel- und Einzelhandelsimmobilien (Lebensmittel ausgeschlossen) mit fehlenden Öffnungsperspektiven.
Mit Blick auf Wohnimmobilien ist davon auszugehen, dass die Preise – vor dem Hintergrund des Nachfrageüberhangs in vielen Städten – kurzfristig weiter steigen werden. Der Gesetzgeber will der Wohnraumknappheit in Ballungsräumen in Zukunft stärker entgegenwirken. Dazu sind Maßnahmen bereits in der Umsetzung. So soll das Umwandlungsverbot verschärft werden und das Baulandmobilitätsgesetz verabschiedet werden. Auch die Bildung von Wohneigentum wird stärker gefördert. Dazu wurden ab Januar 2021 zunächst die Einkommensgrenzen für die Wohnungsbauprämie deutlich angehoben und die Maximalförderung erhöht.
Mit Blick auf gemischtgenutzte Objekte in Innenstadtlagen ist davon auszugehen, dass es zu weiter ansteigenden Leerständen kommt. Hier bedarf es perspektivisch innovativer Konzepte, um die Innenstädte attraktiv zu halten.
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