Photovoltaik

Solarstrom nutzen – Angebote kritisch prüfen und vergleichen

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Private Bauherren setzen bei der Energieversorgung für ihr Haus immer mehr auf erneuerbare Energien und versuchen, sich von kommerziellen Anbietern für die Wärme- und Stromversorgung unabhängig zu machen. Bestandteil dieser Überlegungen sind auch Photovoltaik-Anlagen, die für viele bei einem Hausneubau bereits zu einer Selbstverständlichkeit gehören. Stand vor Jahren noch das Ziel im Mittelpunkt, Gewinne aus dem ins öffentliche Netz abgegebenen Strom zu erwirtschaften, sieht das im Zuge sinkender Einspeisevergütungen heute etwas anders aus. Vermehrt ist die Eigennutzung des erzeugten Stromes Ziel entsprechender Investitionsentscheidungen. Durch diesen Direktverbrauch kann teurer Strom aus dem Netzt eingespart werden.

Photovoltaik - Anlage
Photovoltaik – Anlage

PV-Anlagen und ihre Komponenten

Eine PV-Anlage besteht üblicher Weise aus mehreren Komponenten. Wesentlich sind dabei die Module (Generatorfeld), das Befestigungssystem, die Gleichstromverkabelung, der Wechselrichter, ein separater Zähler und Haus- bzw. Netzanschluss. Soll der erzeugte Solarstrom möglichst effektiv für den Eigenverbrauch genutzt werden, sollte die Anlage mit einem Speicher (Batterie) komplettiert werden.

Anbieter von PV-Anlagen überbieten sich meist mit Fachbegriffen und einer oft überzogenen Ertragsprognose. Damit Angebote vergleichbar werden und einer fachmännisch, kritischen Prüfung unterzogen werden können, sollten darin Angaben zu allen wichtigen Kenndaten enthalten sein (siehe Kasten). Für seriöse Anbieter ist das selbstverständlich.

Standortfaktoren analysieren und beachten

Erster Prüfstein für die Seriosität des Anbieters ist schon, ob vor Abgabe des Angebotes eine Ortsbesichtigung durchgeführt wurde, um das für den Standort optimalste Modulsystem wählen zu können. Ebenso sollte eine standortrelevante Jahressimulation zum möglichen solaren Ertrag durchgeführt werden. Die bauliche Gebäudesituation und die spezifische Lage im Umfeld, so zum Beispiel mögliche Verschattungen durch die Nachbarbebauung oder durch Bäume, beeinflussen den Wirkungsgrad der Anlage erheblich.

Dem besten Konzept den Zuschlag geben

Den Zuschlag sollte nicht das Unternehmen mit dem niedrigsten Preis bekommen, sondern das beste Konzept und die größte zu erwartende Rendite – diese betrachtet sowohl für den Jahresertrag als auch für den Ertrag während des technisch bestimmten Nutzungszeitraumes von rund 20 Jahren. Die jährliche Einspeisevergütung wird letztlich von der Ertragserwartung in Kilowattstunden (KWh) bestimmt. Wird die Investitionsüberlegung mit einem hohen Anteil Eigennutzung verbunden, ist die Ertragserwartung um die mögliche Kostenersparnis des eingesparten Netzstromes zu komplettieren. Eine gute Anlage erwirtschaftet im Betrachtungszeitraum einen höheren Ertrag – Einspeisevergütung und Ersparnis von Netzstromkosten – als für die Beschaffung und den Betrieb aufgewendet wurde.

Wirkungsgrad der Module im Blick haben

Technisch ist der Ertrag in Abhängigkeit von der Größe der Solarmodule zu sehen. Bei Dachflächen eines Ein-oder Zweifamilienhauses rückt aber nicht so sehr die Größe der Module, sondern ihr Wirkungsgrad ins Blickfeld. Kleinere Module können auch komplizierte Dachflächen wirkungsvoller ausnutzen. Vor allem mono- oder polykristalline Module sind unter den häufig vorgefundenen Bedingungen am effektivsten. Der Wirkungsgrad von monokristallinen Modulen ist höher als der von polykristallinen Modulen. Von sogenannten Dünnschichtmodulen mit geringem Wirkungsgrad ist bei kleinen Dachflächen abzuraten. Die sind zwar besonders preiswert, haben aber den niedrigsten Wirkungsgrad.

Wechselrichter ist Herzstück der Anlage

Der Wechselrichter ist das Herzstück einer jeden Anlage. Er wandelt den von den Modulen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom um. Hier sollte auf Markenprodukte mit einem hohen Wirkungsgrad (mind. 98%) gesetzt werden. Auf einen  entsprechenden Garantieservice sollte nicht verzichtet werden. Garantien von 5 Jahren sind die Regel, einige Hersteller bieten auch 10 Jahre an. Der Gesetzgeber fordert, dass zur besseren Netzintegration die Wechselrichter bei Kleinanlagen auf 70% Wirkleistung begrenzt werden. Eine um ca. 30% geringer dimensionierte Wechselrichterleistung gegenüber der Modulleistung ist deshalb völlig in Ordnung.

Viel Bewegung bei Speichermedien

Ein Direktverbrauch von eigenerzeugtem Solarstrom am Tage macht wirtschaftlich Sinn, insbesondere wenn die Verbrauchsgewohnheiten darauf abgestimmt werden. Diese technische Möglichkeit zu nutzen erfordert in der Regel nur einen separaten Zähler zur getrennten Zählung von eigengenutztem und netzeingespeistem Strom. Bei den Speichermedien ist einiges in Bewegung gekommen. Hier vollziehen sich interessante Entwicklungen, die eine höhere Eigenstromnutzung ermöglichen. Sie sind aber noch immer sehr kostenintensiv. Wer da noch unschlüssig ist, sollte aber die weitere Entwicklung und Preisbildung gut im Auge haben. Eine Nachrüstung ist jederzeit möglich.

Auf Qualität und Fachfirmen setzten

Grundlagen für einen dauerhaften Regelbetrieb ohne Ausfallzeiten ist unterm Strich die Suche nach dem bestmöglichen Konzept. Nur wenn alle wichtigen Parameter gleichermaßen im Blick sind, kann auf Dauer ein Betrieb mit gleichmäßigem Ertrag gewährleistet werden. Das wird am ehesten erreicht, wenn auf entsprechend geprüfte Qualität und fachkundiges Personal bei Errichtung und Wartung der Anlage gesetzt wird. Die zur Anwendung kommenden PV-Module sollten die Bauartzertifizierung IEC 61215 bei mono- und polykristallinen bzw. IEC 61646 bei Dünnschichtmodulen vorweisen können. Weitere Qualitätsmerkmale sind nach DIN EN 62109-1 geprüfte Wechselrichter. Sämtliche marktgängige Unterkonstruktionen für PV-Module müssen der DIN 1055 entsprechen. Die Entscheidung für einen europäischen Anbieter kann hinsichtlich etwaiger Gewährleistungsansprüche die bessere Wahl sein.

Wichtig ist, dass nach Anlagenfertigstellung dem künftigen Betreiber eine vollständige Dokumentation aller Anlagenteile übergeben wird. Dazu gehören auch alle Prüfprotokolle – so die Messungen auf der Gleichstromseite wie auf der Netzanschlussseite – und eine Bestätigung, dass die Anlage nach den VDE-Vorschriften errichtet und geprüft wurde. Schließlich ist sicher zu stellen, dass der Nutzer die Funktionsweise der Anlage kennt und sie sicher bedienen kann.

Diese Kenndaten sollte das Angebot für eine PV-Anlage unbedingt enthalten

  • Anzahl, Hersteller und Typenbezeichnung des oder der Wechselrichter(s);
  • Nennleistung der Anlage in kWp und Toleranzen der zertifizierten Nennleistung; 
  • Wirkungsgrad;
  • Haltesystem (Montagesystem auf dem Dach in Abhängigkeit von der Dachform und Neigung);
  • Verkabelung der Gleichstrom- und Wechselstromseite;
  • Vorgesehene Schutzeinrichtungen;
  • Witterungsbeständigkeit;
  • Zertifizierung nach DIN 1055;
  • Solarkabel: Hersteller, Typenbezeichnung, Länge, Bauart der Steckerverbinder;
  • die zu bebauende Dachfläche in m²;
  • genaue Auflistung der Handwerkerleistungen;
  • optional: Blitzschutzsystem, Einspeisezähler und Anlagenüberwachung

Dipl.-Ing. Norman Stark, Bauherrenberater des Bauherren-Schutzbund e.V.
Dipl.-Ing. Norman Stark, Bauherrenberater des Bauherren-Schutzbund e.V.

Weitere Informationen zum Thema finden Interessenten im Ratgeber „Angebotscheck für Photovoltaikanlagen“ auf der BSB-Homepage www.bsb-ev.de

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